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Frieden und Entwicklung

Frieden und Entwicklung lassen sich nicht mehr getrennt voneinander betrachten. Denn wo Gewaltkonflikte oder Bürgerkriege herrschen, sind die Chancen auf Entwicklung gehemmt. Umgekehrt ist Entwicklungsarbeit auch Friedensarbeit und leistet einen wichtigen Beitrag für die Schaffung eines dauerhaften Friedens. 

UN Photo/Sylvain Liechti

Das Konzept menschlicher Sicherheit (human security)

Die Vereinten Nationen tragen der Erkenntnis, dass Frieden mehr ist als die bloße Abwesenheit von Gewalt und Waffen, zunehmend Rechnung. Um Frieden zu sichern, müssen auch die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen – zum Beispiel nach Nahrung oder einem Arbeitsplatz – berücksichtigt werden. Das Konzept der menschlichen Sicherheit rückt diese in den Mittelpunkt. Als Ausgangspunkt der Debatte um menschliche Sicherheit gilt der Bericht über die menschliche Entwicklung von 1994. Darin heißt es: "Letztlich ist menschliche Sicherheit ein Kind, das nicht stirbt, eine Krankheit, die sich nicht ausbreitet, ein Arbeitsplatz, der nicht gestrichen wird, eine ethnische Spannung, die sich nicht in Gewalttätigkeiten entlädt, ein Dissident, der nicht zum Schweigen gebracht wird. Wer von menschlicher Sicherheit spricht, macht sich nicht Sorgen über Waffen, sondern über das Leben und die Würde des Menschen." Dieses Verständnis von menschlicher Sicherheit markierte eine Trendwende hin zu einem erweiterten Sicherheitsbegriff. Neben dem Schutz des Staates rückt dabei die Sicherheit des Individuums und die Wahrung seiner Menschenwürde in den Mittelpunkt.

Im Rahmen des human security-Konzepts wurden sieben Dimensionen menschlicher Sicherheit definiert: wirtschaftliche Sicherheit, Ernährungssicherheit, gesundheitliche Sicherheit, Umweltsicherheit, persönliche Sicherheit sowie kulturelle und politische Sicherheit. Diese sieben Dimensionen lassen jedoch einige Fragen offen. Zunächst fehlt ein einheitlicher Adressatenkreis: Wer ist etwa Ansprechpartner der Sicherheit von Gemeinschaft und Kultur – ein Individuum oder eine soziale Gruppe oder gar doch eine (wie auch immer abzugrenzende) Gesellschaft?

Zudem sind die Dimensionen menschlicher Sicherheit nicht zwangsläufig gleichgerichtet: eine Erhöhung der wirtschaftlichen Sicherheit muss nicht mit einer Erhöhung der politischen Sicherheit einhergehen; eine Minderung der Umweltsicherheit nicht mit einer Minderung der kulturellen Sicherheit. Daher stellt sich die Frage, ob es innerhalb der sieben Dimensionen Prioritäten geben kann und sollte.

Der Bericht über die Menschliche Entwicklung

Der Begriff der menschlichen Sicherheit ist eng mit dem Bericht über die menschliche Entwicklung (Human Development Report, HDR) verbunden, der vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erstellt wird. Seit dem Jahr 1990 bietet er eine Grundlage für Debatten über die drängendsten Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenüber sieht. Die DGVN ist Herausgeber der deutschen HDR-Fassung. Mehr...

"Freiheit von Furcht" und "Freiheit von Not" - Unterschiedliche Lesarten menschlicher Sicherheit

Menschliche Sicherheit besteht nach dem UNDP-Bericht aus zwei Komponenten: freedom from fear (Freiheit von Furcht) und freedom from want (Freiheit von Not). Gemeint ist damit einerseits der Schutz vor Gewalt, also eine physische Sicherheit (freedom from fear). Andererseits werden die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Sicherheit als Freiheit von Not und Entbehrung (freedom from want) und damit auch entwicklungspolitische Themen berücksichtigt. Aus dieser Unterscheidung haben sich zwei Lesearten des Konzepts menschlicher Sicherheit herausgebildet: Während die erste Freiheit von Furcht in den Mittelpunkt rückt, hebt die zweite Leseart die Freiheit von Not hervor. Die politische Mehrdeutigkeit und fehlende analytische Abgrenzungen haben dem Konzept oft Kritik eingebracht. Es lässt sich allerdings auch argumentieren, dass der human-security-Ansatz gerade in seiner Vieldeutigkeit, teilweise Widersprüchlichkeit und seinem umfassenden Anspruch eine angemessene Antwort auf die komplexe Realität ist.

Vereinte Nationen und menschliche Sicherheit

In den vergangenen Jahren fand das Konzept Eingang in verschiedene Strategien und Ziele der Vereinten Nationen. So wurde menschliche Sicherheit im Abschlussdokument des Millennium+5-Gipfels der UN-Generalversammlung 2005 als Zukunftsaufgabe der Vereinten Nationen benannt. Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan betonte in seinem 2005er Bericht "In größerer Freiheit" die wechselseitige Bedingtheit von Sicherheit und Entwicklung. Auch der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bekräftigte in drei Berichten die wichtige Rolle menschlicher Sicherheit. Im September 2012 verabschiedet die UN-Generalversammlung Resolution 66/290 zu menschlicher Sicherheit.


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