Abrüstung in Deutschland
Die Bundesrepublik ist Vertragspartei einer Vielzahl multilateraler Verträge zur Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Gleichzeitig gehört Deutschland weltweit zu den größten Waffen- und Rüstungsexporteuren. Die hierzulande produzierten Waffen werden oft auch in Kriegs- und Konfliktregionen eingesetzt.
Die Bundesregierung äußert in den vergangenen Jahren Bemühungen um Fortschritte in den Bereichen Abrüstung, Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen sowie Exportkontroll- und Rüstungskontrollabkommen. Seit 1965 ernennt sie einen „Beauftragten der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle“. Der Beauftragte leitet die Abteilung für Rüstungsfragen und Rüstungskontrolle im Auswärtigen Amt.
Die Bemühungen der Bundesregierung im Bereich der Abrüstung stützen sich im Wesentlichen auf:
- eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union (GASP);
- intensiven Kontakt zu den Vereinten Nationen;
- Koordinierung der Umsetzung internationaler Verträge;
- Einsatz bei Verstößen gegen internationale Verträge;
- Unterstützung für regionale Organisationen;
- einzelne Abrüstungs- und Nichtverbreitungsprojekte.
Die Bundesregierung sieht Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen als essenziell für wechselseitiges Vertrauen und ein friedliches Miteinander in der Welt an und daher als einen unverzichtbaren Bestandteil deutscher Außen- und Sicherheitspolitik. Deutschland bekräftigt das Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt und setzt sich auf bi- und multilateraler Ebene für dessen Verwirklichung ein. Die Bundesregierung arbeitet auf die Ratifizierung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen hin und unterstützt die Umsetzung des Aktionsplans, der 2010 auf der Überprüfungskonferenz des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrags getroffen wurde. Doch zugleich bleibt die Bundesrepublik entscheidenden Verhandlungen, wie denen über den Atomwaffenverbotsvertrag, fern. Hintergrund des Fernbleibens dürfte „die Haltung der Bundesregierung sein, nach welcher das gegenwärtige sicherheitspolitische Umfeld kein Vertrauen in den Erfolg möglicher Abrüstungen rechtfertige“. Zudem beherbergt Deutschland im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ der NATO US-Atombomben am Fliegerhorst Büchel, die derzeit modernisiert werden. Die Bundesregierung hält an der nuklearen Teilhabe „als wichtigem Bestandteil einer glaubhaften präventiven Abschreckung des Bündnisses“ fest.
Neben der nuklearen Abrüstung bemüht sich die Bundesregierung laut eigenen Aussagen um eine Stärkung und Modernisierung der konventionellen Rüstungskontrolle. Im internationalen Rahmen setzt sich Deutschland unter anderem in den Bereichen der Kleinwaffenkontrolle und des universellen Verbots von Streumunition für multilaterale Bemühungen ein. Den Sitz als nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, den Deutschland seit Anfang 2019 innehat, möchte die Bundesregierung ebenfalls nutzen, um Abrüstung ganz oben auf der Agenda zu positionieren.
Deutschland ist Vertragspartei einer Vielzahl multilateraler Verträge zur Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, unter anderem des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrags, der Ottawa-Konvention, des Übereinkommens über das Verbot biologischer Waffen (BWÜ), des Übereinkommens über das Verbot chemischer Waffen (CWÜ), des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) sowie des Übereinkommens zum Verbot von Streumunition.
2018 waren Abrüstung und Rüstungskontrolle auch in Deutschland erneut schwerwiegenden Belastungen und auch Rückschlägen ausgesetzt. Das absehbare Ende des INF-Vertrags steht hierfür exemplarisch. Die Bundesregierung hatte ein großes Interesse am Erhalt des Vertrags. Große Herausforderungen stellen derzeit auch die Verlängerung des New START-Vertrag, die Entwicklung des nordkoreanischen Atomprogramms und der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien dar.
Links mit weiteren Informationen zum Thema
Die Bundesregierung informiert:
- Jahresabrüstungsbericht der Bunderegierung 2021
- Rüstungsexportbericht der Bundesregierung 2020
- Das Auswärtige Amt zu Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen
Wissenschaft und Zivilgesellschaft informieren:
- Die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) ist ein 1973 gegründeter evangelisch-katholischer Verbund zur Entwicklungspolitik. Seit 1997 veröffentlicht sie jährlich einen Rüstungsexportbericht, in dem sie über den deutschen Export von Kriegswaffen und Rüstungsgütern informiert und die Rüstungsexportpolitik im Kontext mit der Entwicklungs-, Friedens- und Sicherheitspolitik bewertet.
- Das „Bonn International Center for Conversion“ (BICC) wurde 1994 als eine unabhängige gemeinnützige GmbH gegründet. Es beschäftigt sich vor allem mit der Konversion (Umwandlung) ehemals militärisch genutzter Ressourcen für zivile Aufgaben.
- Das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) ist eine eigenständige Forschungseinrichtung, die als einen Schwerpunkt Rüstungskontrolle bearbeitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem Bereich „Rüstungskontrolle und Neue Technologien“ erforschen die komplexen Wechselwirkungen heutiger Rüstungsdynamiken und befassen sich mit den Auswirkungen technologischer Innovationen auf Frieden und Sicherheit.
- Die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) wurde 1970 als selbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Sie ist mit über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das größte Friedensforschungsinstitut in Deutschland. Im Programmbereich „Internationale Sicherheit“ beobachtet und analysiert die HSFK die Sicherheitspolitik von Staaten und beschäftigt sich mit Rüstungskontrolle und Abrüstung.
- Oxfam Deutschland e. V. ist eine unabhängige Hilfs- und Entwicklungsorganisation, die sich unter anderem für die Kontrolle des Waffenhandels einsetzt.
- Amnesty International Deutschland: Die nichtstaatliche Organisation (NGO) wurde 1961 gegründet und setzt sich für den Schutz und die Erhaltung der Menschenrechte ein. Mit dem Thema Abrüstung beschäftigt sich die NGO unter dem Schlagwort „Waffen“.