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Einsatz in der Ukraine

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützt die Ukraine beim Wiederaufbau, um den Menschen eine Perspektive zu geben und die weltweiten Auswirkungen des Krieges zu vermindern. Ein Überblick, wie dieser Einsatz vor Ort aussieht.

Ein Mann mit Schusssicherer Weste und Mienensuchgerät läuft über eine grüne Wiese. Im Vordergrund sieht man ein rotes Warnschild mit Totenkopf.
Minenräumung in der Ukraine. (Foto: UNDP Ukraine/Oleksandr Simonenko)

Seit Februar 2022 herrscht in der Ukraine ein verheerender Krieg. Die Bevölkerung leidet unter Konsequenzen undenklichen Ausmaßes. Die ukrainische Regierung setzt sich für ihre Bürgerinnen und Bürger ein, um für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützt sie dabei mit mehr als 350 Mitarbeitenden vor Ort, unter anderem im Rahmen eines Resilienz- und Wiederaufbauprogramms.

Ziel ist es, gesellschaftliche Strukturen zu erhalten, Menschenrechte zu schützen und die Wirtschaft zu unterstützen. Daher arbeitet UNDP vor Ort in fünf verschiedenen Bereichen: Stärkung der Regierung, Bereitstellung von öffentlichen Dienstleistungen, Unterstützung von Nothilfemaßnahmen, Einkommenssicherung und Stärkung der Zivilgesellschaft.

Regierungskapazitäten ausbauen

Zwar ist die ukrainische Regierung weiterhin leistungsfähig, jedoch sieht sie sich durch den Krieg mit nie dagewesenen Herausforderungen konfrontiert. Um sie zu unterstützen, weitet UNDP die bestehenden Programme der technischen Zusammenarbeit zur Förderung einer wirksamen Staatsführung aus: So hilft UNDP beispielsweise den regionalen Verwaltungen der Regionen Donezk, Luhansk und Cherson bei der Unterstützung der vertriebenen Bevölkerung. Die Partnerschaft mit zentralen Regierungsstellen und mit neun Ministerien wirkt auf eine belastbare und nachhaltige Wiederaufbau- und Entwicklungsplanung hin, um auch neu entstehende Herausforderungen in der staatlichen Krisenreaktion zu bewältigen. In den vergangenen Monaten hat UNDP geholfen, 14 Universitäten aus den Bezirken Donezk und Luhansk umzusiedeln und sie mit Ausstattung und Schulungen zu versorgen.

In den vom Krieg am stärksten betroffenen Gebieten stellt der Zugang zu wichtigen Regierungsdienstleistungen eine ernste Hürde dar. Angesichts der zerstörten Infrastruktur und der Tatsache, dass tausende Beamtinnen und Beamte fliehen mussten, erweist sich die Bereitstellung grundlegender Verwaltungsleistungen als eine große Herausforderung. UNDP unterstützt die Regierung bei der Einschätzung, wo der Bedarf am größten ist, stellt mobile Verwaltungszentren bereit und richtet digitale soziale Dienste ein: Mehr als 1,4 Millionen ukrainische Vertriebene haben sich bereits über eine neue Online-Plattform registriert und Sozialleistungen beantragt.

Wiederaufbau

Ein alter Mann, den man von hinten sieht, blickt auf ein zerstörtes Haus.
Zeichen des Krieges in der Ukraine. (Foto: UNDP Ukraine/Oleksandr Ratushniak)

Mehr als 14 Millionen Menschen sind seit Beginn des Krieges aus ihrer Heimat vertrieben worden. Davon bleiben rund 6,54 Millionen als Binnenflüchtlinge in der Ukraine zurück (Stand Oktober 2022). Neben der unbekannten Umgebung sorgt auch eine Vielzahl an nicht explodierten Sprengkörpern für Angst und Schrecken und stellt eine enorme Sicherheitsbedrohung dar. UNDP unterstützt bei der Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung, Abwasserentsorgung, aber auch bei der Minenräumung und Trümmerbeseitigung. Ausgehend von der UNDP-Schadensbewertung allein in 40 von 200 beschädigten Siedlungen in der Region Kiew gibt es schätzungsweise 5 Millionen Tonnen Schutt. Diese Masse an Schutt reicht aus, um eine Straße von Kiew nach Berlin zu bauen, so UNDP Administrator Achim Steiner im Interview mit dem Deutschlandfunk. Zudem berichtet der ZDF, dass laut Präsident Wolodymyr Selenskyj inzwischen rund 40 Prozent der Energieinfrastruktur durch den Krieg zerstört wurden, was die Menschen mit Blick auf die kommenden, harten Wintermonate in Sorge versetzt.

UNDP und die Ukraine entwickeln eine interaktive Webplattform, um Verluste zu ermitteln und Pläne für den Wiederaufbau zu erstellen. Ein geografisches Informationssystem ergänzt das Rapid Damage and Needs Assessment (RDNA) der Weltbank, indem es mehr Details auf lokaler und kommunaler Ebene bereitstellt. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau und die Erholung in der Ukraine wurden im Sommer 2022 bereits auf 349 Milliarden US-Dollar geschätzt. Diese Zahl steigt mit der Fortsetzung der Kriegshandlungen weiter an.

Einkommen und Lebensgrundlagen sichern

Viele Geschäfte mussten aufgrund des Angriffskrieges schließen. Der Handel verlangsamte sich oder kam ganz zum Erliegen. Das wirtschaftliche Rückgrat der Ukraine erlitt enormen Schaden, was regionale und globale Effekte nach sich zieht. Um die Wirtschaft zu stabilisieren und eine Grundlage für den Wiederaufbau zu schaffen, unterstützt UNDP auch Geschäftsinhabende. Insbesondere Frauen und Minderheiten werden mit Marktanalysen, Kapitalzuschüssen und dem Zugang zu Netzwerken bei der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeiten in ihren Gemeinden gefördert. UNDP hilft außerdem Verbänden, die über 10.000 ukrainische Unternehmerinnen und Unternehmer vertreten, bei der Ausweitung ihrer Unterstützungsleistungen während des Krieges.

Die Grundlage für den Wiederaufbau der Ukraine ist das soziale Gefüge – ein starkes Gemeinschaftsgefühl, Inklusion und die Anerkennung und Wahrung der Menschenrechte. Angesichts der Vielzahl an Flüchtenden und Vertriebenen ist es wichtig, zivilgesellschaftliche Gruppen zu unterstützen. Der Fokus liegt auf der Stärkung von Gemeinschaften und Institutionen, die eine friedensfördernde und resilienzstärkende Rolle haben. UNDPs Arbeit vor Ort ermöglichte bereits 48.000 Menschen in der Ost- und Südukraine den Zugang zu Unterstützungsleistungen und über 3.000 Menschen erhielten psychologische Beratung. Um den dringenden Bedürfnissen von Frauen, Männern und insbesondere schwer erreichbaren und vulnerablen Gruppen nachzukommen, fördert UNDP 47 zivilgesellschaftliche und ehrenamtliche Initiativen.

Der Krieg hinterlässt Schäden auf verschiedensten sozialen und politischen Ebenen – von lebensbedrohlichen Sprengkörpern bis zum Erliegen von öffentlichen Dienstleistungen. UNDP strebt durch die Verbindung von politisch-diplomatischem Handeln und konkreter Hilfe vor Ort einen Beitrag zum Frieden an. Die Vereinten Nationen können die Konsequenzen des Krieges jedoch nicht allein mindern.

Im Zuge der internationalen Expertenkonferenz über den Wiederaufbau der Ukraine in Berlin betonte Achim Steiner im Interview mit der Tagesschau, dass die Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft gefordert sei, um der Ukraine in ihrer akuten Not zu helfen. Die Kooperation mit lokalen, landesweiten und internationalen Institutionen ist gefragt. Hierbei unterstützt auch Deutschland in Partnerschaft mit UNDP (ein Beispiel dazu hier).

UNDP Deutschland

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